Umgang mit Konflikten

1. Erkennen von Konflikten

Der Begriff Konflikt (lat. Conflictus = Zusammenstoß) wird häufig mit Unannehmlichkeiten, Feindseligkeiten, Spannungen usw. verbunden. Andererseits stellen Konflikte für alle Formen menschlichen Zusammenlebens eine Selbstverständlichkeit dar. Der Konflikt kann auch positive Aspekte aufweisen, wenn die Konfliktbewältigung als wesentlicher Teil einer demokratischen Lebensform angesehen wird: „Der Konflikt kann dazu dienen, trennende Elemente in einer Beziehung zu beseitigen und Einheit wiederherzustellen. Insoweit Konflikte eine Lösung von Spannungen bedeutet, hat er stabilisierende Funktionen und wird eine integrative Komponente der Beziehung (Antons 200, 224).

Von der Gruppe erarbeitetes Plakat zum Thema Gruppenkonflikte

Konflikte können aus unterschiedlichen Gründen entstehen, zum Beispiel wenn die Kommunikation innerhalb der Gruppe gestört ist. Je mehr ein Konflikt unterdrückt wird und je länger er ignoriert wurde, umso mehr lädt er sich mit Feindseligkeit auf und wird von Gefühlen beeinflusst. Da unangesprochene Konflikte somit an Intensität gewinnen, ist es wichtig, Konflikte bereits während ihrer Entstehung zu erkennen, um auf sie einzugehen bzw. sie zu beseitigen.

Ein Konflikt in einer Gruppe lässt sich an bestimmten Symptomen festmachen, die aus beobachtbaren Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder erschlossen werden können. Als solche Anzeichen gelten:

  • ­Mitglieder sind ungeduldig miteinander
  • Affektgeladenes Argumentieren
  • Vorschläge werden kritisiert noch bevor sie ganz ausgesprochen sind
  • Mangel an Zuhörerbereitschaft
  • Mitglieder nehmen Partei ein und weigern sich nachzugeben
  • Mitglieder können sich nicht über Pläne und Vorschläge einigen
  • Mitglieder greifen sich gegenseitig auf subtile Weise persönlich an (Anklagen)
  • Mitglieder bewerten die Gruppe und ihre Fähigkeit als negativ
  • Mitglieder sind nicht bereit, aufeinander einzugehen (Mangel an Kompromissbereitschaft)

2. Umgang mit Konflikten

Konflikte treten in Gruppenarbeiten immer wieder auf, dabei hängt es  von seiner jeweiligen Geschichte, seinen Ursachen und seiner Art ab, wie dabei mit einem Konflikt umgegangen wird. Gruppen können folgendes Verhalten in Konfliktsituationen zeigen:

Vermeidung

Die Gruppe lässt die Gegenpartei unbeachtet oder fügt sich ihr sofort, Konflikte werden geleugnet, vertuscht, verharmlost oder verdrängt.

Eliminierung (Ausschluss)

Ein Mitglied oder mehrere, das bzw. die sich in Opposition zur Gruppe befinden, werden ausgeschlossen. Um den Ausschluss der Unterlegenen zu erreichen, werden Mittel angewandt wie physische Gewalt, Diffamieren, Intrige, Spott, Kaltstellen, Ignorieren oder Schweigen

Unterdrückung

Die Mehrheit, die stärkste Untergruppe oder eine Einzelperson mit hohem Rang zwingt die anderen, ihrer Position zuzustimmen und zu übernehmen. Die Opposition wird durch den Missbrauch von Macht beherrscht und unterworfen sowie in Angst, Gehorsam und Abhängigkeit gehalten. Diese autoritäre Lösung kann jedoch im Laufe der Zeit Widerstände, Spannungen und Feindseligkeiten so stark entfachen, dass es zum Auseinanderfallen der Gruppe kommt.

Zustimmung

Die Majorität beherrscht das Gruppengeschehen, aber die Minorität leidet nicht unter einem Unterlegenheitsgefühl und ist einverstanden

Zusammenschluss (Allianz)

Die sich gegenüberstehenden Parteien halten an ihrer Position fest, gehen aber ein Zweckbündnis ein, um zu einem best. gemeinsamen Ziel zu kommen. Der Konflikt bleibt erhalten, ist jedoch ruhig gestellt, bis das angestrebte Ziel verwirklicht ist.

Kompromiss

Wenn die streitenden Untergruppen etwa gleich stark sind, macht jede Partei Abstriche am eigenen Standpunkt. Gleichzeitig werden durch wechselseitige Zugeständnisse Vereinbarungen getroffen. Doch kann der ausgehandelte Vergleich wenig Befriedigung auslösen, wenn sich eine Partei benachteiligt sieht, weil sie mehr an Position aufgegeben hat als die andere.

Integration

Diese Konfliktlösung ist die reifste, aber auch die am wenigsten praktizierte Form. Die Konfliktparteien setzen sich zusammen und besprechen die Probleme und widersprechenden Auffassungen. Die verschiedenen Meinungen der Mitglieder werden eingebracht und diskutiert, wobei auch der Konflikt reflektiert und dessen Ursachen analysiert werden. Die gesamt Gruppe erarbeitet eine Lösung, die alle zufrieden stellt.

3. Konflikte – Konflikte im Gespräch lösen

Ist in der Gruppe ein Konflikt entstanden, der die Zusammenarbeit behindert, kann es hilfreich sein, den Konflikt gemeinsam im Gespräche zu klären und eine Lösung zu finden, mit der alle Gruppenmitglieder einverstanden sind. Bei der Gesprächsdurchführung kann man sich beispielsweise an der DALLAS-Methode orientieren.

Zunächst sollte das Problem Definiert werden. Hierbei sollte die Abweichung der IST- von der SOLL-Situation heraus gearbeitet werden. Am Ende dieser Phase sollte allen Gruppenmitgliedern das Problem  bewusst sein.

Anschließend findet die Phase des Aktivierens statt. Hierbei wird geklärt, wie die Gruppenmitglieder die Differenz zwischen IST- und SOLL-Zustand bewerten und wie stark ihre Bereitschaft ist, sich intellektuell und emotional mit dem Problem auseinander zu setzen. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden: Welche Wünsche stehen hinter den individuellen Vorwürfen? Welche Vor- und Nachteile entstehen bei den Beteiligten, wenn sie sich an der Lösung engagieren? Welche gemeinsamen Ziele können gefunden werden?

Danach werden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Lösungsvorschläge können beispielsweise im Brainstorming erarbeitet werden und sollten zunächst noch nicht bewertet werden.

Erst in der nächsten Phase werden die einzelnen Lösungsmöglichkeiten bewertet und Entscheidungen getroffen. Hierbei sollte überlegt werden, welche Konsequenzen entstehen und welche Kompromisse erforderlich sind, damit alle Betroffenen die Entscheidung mittragen und von ihr auch profitieren können
In der Phase des Ausführens und Entscheidens wird ein Aktionsplan erstellt, in dem festgelegt wird, wer was, bis wann, mit wem und wie erledigt.

Als letzter Schritt wird die Situation neu bewertet.  Nach einiger Zeit sind die beobachteten Verhaltensänderungen neu zu bewerten, indem erneut der IST- mit dem SOLL-Zustand verglichen wird. Wenn neue Probleme entstanden sind, sollten diese besprochen werden, wenn sich die Situation deutlich verbessert hat, sollte dies positiv rückgemeldet werden.

Ist der Konflikt jedoch schon so weit eskaliert, dass die Gruppenmitglieder nicht gewillt sind, aufeinander einzugehen oder miteinander zu reden, kann es auch hilfreich sein, externe Helfer hinzuzuziehen.