Ehrenamt verbindet Menschen. Etwas für und mit anderen umzusetzen, fördert gegenseitiges Verständnis, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Man erlebt des Anderen Stärken und Schwächen, unterstützt und wird selbst unterstützt. Dieses Miteinander in der ehrenamtlichen Arbeit gleicht daher in vielen Punkten einer partnerschaftlichen Beziehung. Man muss sie leben und pflegen, damit es nicht über kurz oder lang zu einer Trennung kommt.
Arbeit ja – Leben auch
Klar sind Ehrenamtliche in gewisser Weise Kolleg/-innen, die gemeinsam für ein Projekt/ eine Organisation arbeiten. Aber sie sie sind auch Menschen, die sich unterstützen, die ein offenes Ohr füreinander haben, die oft auch über die Arbeit hinaus des Anderen Schwächen und Probleme kennen und bereit sind, sich gegenseitig zu helfen. Und genau dieses persönliche Miteinander schweißt zusammen und stärk die Gemeinschaft für neue anstehende Projekte und Hürden.
Deswegen muss darauf geachtet werden, dass neben all der Abarbeitung von Projektaufträgen, der Koordination und Organisation in Vereinen, der Bürokratie usw. das Miteinander leben nicht vergessen wird. Miteinander leben ist wie das Salz in der Suppe – es ist nicht überlebenswichtig, aber es fördert das Wohlbefinden aller ungemein.
Miteinander leben – wie?
Das Miteinander leben bedeutet, dass neben Arbeit und Pflichten auch gemeinsamer Genuss und gemeinsame Freizeitaktivitäten außerhalb von Ehrenamt und Projekt nicht ausbleiben dürfen. Warum also nicht ein gemeinsames Fest organisieren, wenn ein wichtiger Projektschritt geschafft ist? Wie wäre es mit einem gemeinsamen Ausflug der Ehrenamtlichen, einfach nur zum Abschalten und „Mal-was-anderes-sehen“ oder auch als Teambuilding-Aktivität. Wandertage, Grillabende, Kanufahrten, Kletterpark… der Möglichkeiten gibt es zahlreiche. Gerade wenn es im Verein oder dem Projekt Schwierigkeiten gibt, die alle stark belasten, ist ein guter Zeitpunkt, die Arbeit kurz ruhen zu lassen und einfach mal zusammen ein Eis essen zu gehen.
Miteinander leben – Ehrenamt verbindet. Integration durch bürgerschaftliches Engagement
Wie Ehrenamt zudem auch in anderer Hinsicht das Leben der Ehrenamtlichen und allen weiteren Beteiligten beeinflussen und verändern kann, zeigt folgendes Beispiel:
„Miteinander leben – Ehrenamt verbindet. Integration durch bürgerschaftliches Engagement“ heißt ein Förderprogramm des Bayerischen Sozialministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, bei dem sich die lagfa Bayern (Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligen-Agenturen/Freiwilligen-Zentren/Koordinierungszentren Bürgerschaftliches Engagement in Bayern) seit 2016 dafür engagiert, Menschen mit Migrationshintergrund durch freiwillige Aktivitäten für und mit anderen besser zu integrieren. In Freiwilligenagenturen wurden Menschen mit Migrationshintergrund aufgerufen, sich ehrenamtlich für andere zu engagieren, was einen großen Mehrwert für alle Beteiligten auch über das jeweilige Projekt hinaus hatte. Näheres hierzu siehe http://www.lagfa-bayern.de/projekte-der-lagfa/miteinander-leben-ehrenamt-verbindet/
Ehrenamt ist eben nicht nur Projekt und Arbeit. Im Fall des Förderprogramms konnten nach anfänglichen Hürden wie dem Einsatz von personellen und monetären Ressourcen, der Gewinnung von freiwilligen Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund, der Überwindung von Verständigungsschwierigkeiten und der Angst vor Fremdenhass viele Erfolge gemessen werden, die weit über das Ehrenamt hinaus in das Leben aller Betroffenen hereinreichten.
Zum einen konnten durch die Projekte neue Netzwerke geknüpft und zahlreiche neue Kooperationspartner gewonnen werden. Projektkoordinatoren erfuhren eine persönliche Weiterbildung im interkulturellen Umgang und dem Wissen über Herkunftsländer, die Migrant/-innen lernten im Gegenzug in zahlreichen Gesprächen und dem Miteinander viel über deutsche Strukturen und Gepflogenheiten, aber auch über das soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben. Die Migrant/-innen erhielten eine Stärkung ihres Selbstwertgefühls durch die Arbeit für und mit anderen sowie durch die Anerkennung durch andere. Für sie war es ein sehr befriedigendes Erlebnis, etwas geben zu können anstatt nur Empfänger von Hilfeleistungen zu sein. Auch äußerten sie, sich durch die Teilhabe, das Engagement in gemischten Gruppen und die Anerkennung stärker mit dem jeweiligen Landkreis verbunden zu fühlen. Durch die begleitende Öffentlichkeitsarbeit wurden zahlreiche Menschen erreicht, die sich zuvor keine Berührungspunkte mit Migrant/-innen hatten und zahlreiche Vereine, Schulen und Bürger/-innen öffneten sich gegenüber den Geflüchteten.
Literatur: Prof. Dr. Martina Wegner: „Miteinander leben – Ehrenamt verbindet“. Abschlussbericht der Evaluation, München August 2017.
Diese Erfahrungen zeigen sehr deutlich, dass Ehrenamt weit mehr ist, als miteinander nur für ein Projekt zu arbeiten. Es bereichert das Leben des Ehrenamtlichen ebenso wie das von Beteiligten.
Aufgrund der positiven Erfahrungen geht das Förderprogramm nun schon in die dritte Förderphase.