Die Umweltstation Waldsassen in der Trägerschaft der Stiftung „Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen“ (kurz: KUBZ) startete 2002 als eine Umwelt-Lernstation. Hier konnten sich alle Interessierten über gegenwärtige ökologische Probleme wie Sauren Regen, Artensterben oder den Klimawandel informieren. Die Station hat Besucher mit hilfreichen Informationen zu Wetterphänomenen und ihren Folgen, zur Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren – besonders der Bienen – und weiteren ökologischen Themen versorgt. 2012 wurde die Station grundlegend umgestaltet. Sie hat jetzt nicht mehr nur das Ziel, Informationen für die individuelle ökologische Weiterbildung bereitzustellen. Vielmehr werden die Besucher der Station und auch zeitweilige Mitarbeiter wie Studierende, Arbeitssuchende, Migranten oder Menschen im Ruhestand in die Gestaltung und Vermittlung von ökologischem Wissen einbezogen, zum Beispiel durch interaktive Lernpfade oder gemeinsame Gartenpraxis. Sie gestalten damit ein von Zusammenarbeit geprägtes Œuvre: im wechselseitigen Austausch generiertes Wissen über Natur und Umwelt, wie etwa über Anbauzyklen von Gemüse- und Kräuterpflanzen oder über Honigproduktion. Diese gemeinsamen Erfahrungen stärken das Selbstvertrauen aller Beteiligten – gerade auch dann, wenn diese sich in schwierigen sozialen Lebensverhältnissen befinden.
Der konzeptionelle und organisatorische Wandel im Jahr 2012 machte klar: Inhaltlicher Schwerpunkt und Ziel erfolgreichen Umweltlernens sind Interaktionen mit der Natur und mit Gleichgesinnten. Das dabei entstehende Wissen verändert die Beteiligten im Sinne des Empowerments. Naturnahe Tätigkeiten versetzen sie in die Lage, Dinge an sich selbst (wieder-)zuerkennen, die gesellschaftliche Marginalisierungs- und Entfremdungsprozesse zurückgedrängt oder verschüttet haben: gegenseitigen Respekt durch Kooperation und Verständnis der Naturprinzipien. Diese Form des gemeinschaftlichen Engagements, das über das Modell individueller Teilhabe hinausgeht, bringt die Beteiligten in „resonante“ Beziehung zueinander und zur Natur. Jenseits des praktischen und ästhetischen Nutzens der Gartenkultivierung zielt die Umweltstation Waldsassen also vorrangig auf einen Autonomiegewinn der Akteure. Die selbstorganisierte gemeinschaftliche Tätigkeit hat zur Folge, dass das Projekt auf regionaler Ebene zu einem Ort der Emanzipation und Integration wird, die auch interkulturelle Erfahrungen einschließt.