Jede Initiative benötigt Geld – Finanzierungsmöglichkeiten

Die wenigsten Nachhaltigkeitsprojekte sind auf Gewinn ausgerichtet. Es geht oft darum, vor Ort Informationen zu verbreiten, die lokale Bevölkerung auf die Verzahnung zwischen globalen und lokalen Problemen aufmerksam zu machen oder Räume für neue Aktivitäten zu schaffen. Oft ist der Grundsatz, dass viele Menschen an einer Aktion teilnehmen können – die Hürde Geld soll dabei aus dem Weg geräumt werden. Daher stellt sich für viele Initiativen die Frage: Wie können wir das finanzieren?

„Wenn das Projekt gut ist, und wenn sich dafür Leute finden, dann werden sich auch Finanzierungsmöglichkeiten finden. Bis heute – wir sind jetzt fast 10 Jahre unterwegs – ist noch nie ein Projekt am Geld gescheitert. Noch nie! Wir haben immer Wege gefunden, es zu finanzieren.“ (Frank Braun von BLUE PINGU e.V.)

Disclaimer: Einige der hier angeführten Informationen gehen auf einem Vortrag von Frank Braun (BLUEPINGU e.V.) zurück. In diesem berichtete er über die Geldakquiseerfahrungen der Gruppe BLUEPINGU e.V. Vielen Dank an Frank Braun.

Für Initiativen, die sich für eine nachhaltigere Gesellschaft einsetzen, steht oft die Umsetzung von Projekten an erster Stelle. Um was es sich dabei ganz konkret handelt, ist sehr verschieden. Nachhaltige Projekte reichen von der Verbreitung von Informationen, über das das Erlernen und Erleben von neuen gärtnerischen, handwerklichen oder sozialen Fähigkeiten hin zum Initiieren und Betreiben von neuen Wertschöpfungsketten. Dabei sind diese Projekte selten auf den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen ausgerichtet. Dennoch braucht es zur Umsetzung von Projekten Geld. Es braucht also andere Einnahmequellen.

Um Projekte zu finanzieren, gibt es mehrere Möglichkeiten.

Spenden und Sponsoring

Was ist eine Spende? Was ist Sponsoring?
„Eine Spende ist eine freiwillige Zuwendung für einen religiösen, wissenschaftlichen, gemeinnützigen, kulturellen, wirtschaftlichen oder politischen Zweck. (…) Spenden können in Geld oder Sachleistungen bestehen oder in einem Verzicht auf Arbeitsentgelt für geleistete Arbeit (Zeitspende). Eine Spende kann nicht an Gegenleistungen geknüpft werden.

(https://de.wikipedia.org/wiki/Spende)

„Unter Sponsoring versteht man die Förderung von Einzelpersonen, einer Personengruppe, Organisationen oder Veranstaltungen durch eine Einzelperson, eine Organisation oder ein kommerziell orientiertes Unternehmen in Form von Geld-, Sach- und Dienstleistungen mit der Erwartung, eine die eigenen Kommunikations- und Marketingziele unterstützende Gegenleistung zu erhalten.“

(https://de.wikipedia.org/wiki/Sponsoring)

Die aufwandsärmste Möglichkeit Geld einzuwerben, ist die Spende. Man muss keinen aufwendigen Nachweis darüber erbringen, was man mit dem Geld gemacht hat. Im Gegensatz zum Sponsoring muss auch keine Gegenleistung erbracht werden (bspw. zwei Artikelschreiben für die Website des Geldgebers, das Logo des Geldgebers x-Mal in Publikationen verwenden oder ein gemeinsamer Pressetermin vor Ort).

Spenden können bei einer Veranstaltung gesammelte Beträge sein oder es kann sich auch um größere Beträge von privaten Spendern oder Firmen handeln.

„Von wem nehmen wir Geld?“

Für manche Gruppen ist die Frage, von wem sie Geld annehmen, eine kontrovers diskutierte Frage. Einige Initiativen wollen kein Geld aus der Wirtschaft annehmen, für andere reicht es, wenn es sich um eine Spende und nicht um Sponsoring handelt. Abhängig welche Diskussionen in einer Gruppe über bestimmte Spenden und den damit verbundenen Spendengeber entstehen, stellt sich auch die Frage: Welche Verantwortung müssen diejenigen übernehmen, die eine Spende aufgrund eines nicht zu ihren Standards passenden Geldgebers ablehnen? Müssen diese Kritiker*innen dann Ersatz für die Geldquelle suchen? Einen Konsens in diesen Fragen zu finden, kann sehr mühsam sein.

Zeitspende: Eine einfache Möglichkeit seine Ziele umzusetzen, ist andere Menschen um ihre Arbeitskraft zu bitten. Insbesondere wenn diese Menschen dieselbe Aufgabe auch hauptberuflich leisten, kommt man schnell zu hochqualitativen Ergebnissen. Daher lohnt es sich, gemeinsam in der eigenen Gruppe zu überlegen: Wen kennt man, die/der in einem Bereich sehr viel Wissen hat? Kann diese Person ihr Wissen oder ihre Fähigkeiten pro bono einbringen?

  • Bsp.: Anwälte, Notare, Grafikdesigner*innen, IT-Spezialist*innen, Moderator*innen, Buchhalter*innen, Steuerberater*innen

Wenn die eigene Organisation gemeinnützig ist, dann kann sie auch eine Spendenquittung ausstellen. Durch die Quittung können Spender die Spenden bspw. als Sonderausgaben bei der Lohn- und Einkommensteuererklärung absetzen.

Achtung Gemeinnützigkeit!

„Wichtig ist, dass bei einem gemeinnützigen Verein die Aktivitäten wirtschaftlicher Natur nicht die gemeinnützigen Aktivitäten überwiegen. Alle Überschüsse aus der Arbeit im Verein müssen immer wieder für die festgeschriebenen Zwecke eingesetzt werden. Wichtig ist auch, dass die Mittel zeitnah, d. h. ohne mittel- bis langfristige Vermögensbildung verbraucht werden (Verpflichtung zur zeitnahen Mittelverwendung). Nicht unterschätzt werden sollten zudem die regelmäßigen Aufzeichnungs-, Beleg- und Dokumentationspflichten. Dazu gehört beispielsweise auch die strikte buchhalterische Trennung der gemeinnützigen von anderen, eher wirtschaftlich ausgerichteten Tätigkeitsbereichen.

Eine zeit­nahe Mittel­ver­wen­dung, die nach der jüngsten Reform bedeutet, dass Mittel, die einem Verein im laufenden Kalen­der­jahr zuge­flossen sind, spätes­tens zwei Jahre nach Zufluss für Satzungs­zwecke verwendet werden oder in engem zuläs­sigen Rahmen Rück­lagen bilden oder dem Vermögen zuge­führt werden.“ [Quelle]

Eine gute Möglichkeit, um an Spenden zu kommen, sind lokale Firmen zu fragen, die einen Bezug zu der Arbeit der Gruppe haben. Das könnten bspw. folgende Gewerbe sein:

  • Lokale Bio-Supermärkte
  • Genossenschaftsbanken und Sparkassen
  • Umweltbüros
  • Fahrradläden
  • Holz- oder Metallwerkstätten
  • Messen mit Bezug zum Umweltschutz

Finanzierung von Projekten durch die Kommune

Neben privaten Spenden und Geld von Firmen ist die Vernetzung mit der jeweiligen Kommune eine Möglichkeit, Ressourcen zu mobilisieren.

Die Kommune kann eine Gruppe mit der Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten unterstützen. Oder sie hilft einer Unternehmung dabei, mehr über lokale Fördermöglichkeiten zu erfahren. Darüber hinaus sorgt die Vernetzung mit Akteuren in der kommunalen Verwaltung dafür, dass die eigene Initiative auf der politischen Ebene in der Stadt wahrgenommen wird. Es ist eine einfache Art der politischen Arbeit.

Daneben verfügen viele Kommune über einen sogenannten „Agenda-21-Fördertopf“ oder Klimaschutzförderprogramm – in irgendeiner Form. Diese heißen jeweils unterschiedlich. Es ist vielleicht nicht immer ganz einfach, die richtige Ansprechperson bei der Kommune für diese Fördermöglichkeiten zu finden. In manchen Kommunen sind nach dem Wegfall der offiziellen Agenda-21-Stellen die Aufgaben in andere Ressorts überführt worden. Um heraus zu kriegen wer für die Agenda-21 bzw. Klimaschutz-Arbeit zuständig ist, kann man in der Kommune beim „Umweltamt“, beim „Referat für Umwelt“ oder beim „Referat für Öffentlichkeitsarbeit“ nachfragen. Oder aber man probiert es über das jeweilige Landesamt für Umwelt.

Agenda 21

Agenda 21 bezeichnet den Aktionsplan der Vereinten Nationen, seit 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro beschlossen wurde. Es sind Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung für das 21. Jahrhundert. Dieser Aktionsplan wurde in die lokalen Agenda 21 übersetzt, die für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene sorgen soll.

In der Stadt Nürnberg sind bspw., laut Frank Braun (BLUEPINGU e.V.), 60.000 € in dem Agenda-21-Fördertopf. Jede Gruppe kann maximal bis zu 2.500 € für Kleinprojekte beantragen. Alle Gruppen, die sich um eine Finanzierung aus diesem Topf beworben haben, entscheiden gemeinsam über die Verteilung der Gelder.

Wenn eine Stadt sich als Fairtrade-Stadt oder Bio-Stadt registriert hat, kann dies auch eine Möglichkeit für die Finanzierung von Kleinprojekten sein, auch wenn es keine offiziellen Fördertöpfe gibt. Das eigene Projekt kann dann möglicherweise in die selbstgesetzte Agenda der Kommune passen, wodurch sich neue Finanzierungsmöglichkeiten auftun können.

Fördermittel einwerben, Förderanträge stellen

Wenn es um größere Fördersummen geht, dann kommt man um das Verfassen eines Förderantrag nicht herum. Sei es bei einem landes-, bundes- bzw. europaweitem Förderprogramm oder bei einer Stiftung: Das Bewerben um Fördergelder ist mühselig und zeitaufwendig. Abhängig vom Förderprogramm kann das Antragsschreiben zwischen wenigen Tagen oder mehreren Wochen dauern. Es verlangt das Verstehen und Verwenden von antragsspezifischen Fachvokabular – Denn was ist ein Indikator? Und was ist genau eine Maßnahme? – und einer gewissen ‚Antragssprache‘. Das Schreiben von Förderanträgen ist eine Aufgabe, die man erlernen muss und bei der man stetig dazu lernt.

Dabei ist zu beachten, kein Förderantrag ist gleich: Möchte man ein kleines oder ein großes Projekt finanzieren? Ist es eine einmalige Veranstaltung oder will man langfristig ein Projekt über mehrere Jahre machen? Die Beantwortung dieser Fragen bestimmt darüber, welche Fördermöglichkeiten in Frage kommen und welche Partner ggf. dafür gefunden werden müssen.

Wenn man einen Antrag für ein bestimmtes Förderprogramm zum ersten Mal stellt, lohnt es sich, eine Initiative zu fragen, die schon gefördert wurde. Wahrscheinlich hat keine Initiative genügend Zeit, einen kompletten Bewerbungsprozess einer anderen Initiative zu betreuen. Ggf. geben andere Initiativen aber ihre Anträge weiter oder können beim Vermitteln von Kontakten helfen. Es hilft, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ein Antrag zu einem anderen Thema formuliert wurde. Es gibt Auskunft darüber …

… in welchem Umfang gewisse Aspekte im Antrag abgehandelt werden müssen.

… welche Schwerpunkte man beim Formulieren setzen sollte.

Ein Anruf genügt:

In vielen Fällen lohnt es sich, einfach kurz beim Geldgeber anzurufen. Ein Anruf ermöglicht:

  • Eine Liste von erfolgreichen Projekten zu erhalten.
  • Nachzufragen, ob die eigene Idee in das Förderprogramm passt.
  • Unter welchen Bedingungen eine Förderung möglich ist.
  • Wie viel Geld wofür beantragt werden kann.
  • Welche Themen gerade besonders förderwürdig sind.
  • Die Vorstellung der eigenen Organisation. Ein Antrag hat nur eine begrenzte Aussagefähigkeit über die antragstellende Organisation. Durch einen Anruf kann man sich persönlich vorstellen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn man das erste Mal Geld beantragt.
  • kann man vorab ein paar Informationen schicken. Es geht darum, dass die/der Mitarbeiter*in einer Fördermöglichkeit, ein Gespür dafür bekommen, was die eigene Initiative ausmacht und welche Aktivitäten man verfolgt.
  • Eine Beratung wird meist als Beweis dafür gesehen, dass eine Initiative lernfähig ist. Denn diese Initiative hört zu und lässt sich erzählen, was sich bewährt hat und was nicht.
  • Herauszufinden in welchem Format Tabellen etc. eingereicht werden müssen.

Es kann sein, dass unbekannten Organisationen nicht immer direkt die volle bzw. eine hohe Fördersumme bewilligt wird. Gerade staatliche Träger wollen erst einmal sehen, dass eine Organisation das nötige Knowhow hat und die Infrastruktur besitzt, um ein Projekt abzuwickeln. Insbesondere weil die Projektabrechnung sehr komplex ist. Allerdings gibt es auch den umgekehrten Fall, dass Geldgeber etwas höhere Förderungssummen bevorzugen. Denn ein Geldgeber muss unabhängig von der Höhe der Summe in vielerlei Hinsicht denselben Abrechnungsaufwand betreiben. Auch hier kann ein Anruf beim Geldgeber helfen, um ein Gespür für die richtige Summe zu bekommen.

Dabei gilt, wenn man einmal einen Antrag gestellt hat, der bewilligt wurde, dann wird es leichter. Denn dann kennt man bspw. schon die/den richtige Sachbearbeiter*in. Und die/der kann wiederum die eigene Gruppe einschätzen.

Bevor man einen Antrag stellen kann, muss man sich bei manchen Förderprogrammen zunächst als Organisation registrieren. Dabei wird die Organisation einer Trägerprüfung unterzogen, in der u.a. z.B. die steuerlich anerkannte Gemeinnützigkeit geprüft wird.

Für EU-Projekte braucht man z.T. die Unterstützung von Agenturen, die darauf spezialisiert sind, EU-Projekte zu beantragen. Der Nachteil der Beauftragung einer Agentur ist, dass die Agentur selber einen Großteil der Fördersumme beansprucht. (Aber wenn man den Antrag selber schreibt, entstehen dadurch auch Kosten.)

Hilfreiche Überlegungen beim Förderantragsschreiben:

(1) Vernetzung mit anderen suchen.

Die Vernetzung mit anderen Partnern kann eine hilfreiche Strategie sein, um Geldgeber zu überzeugen. Viele Fördertöpfe setzen sogar eine Kooperation von Initiativen voraus. Das Vernetzen mit anderen Initiativen zeigt, dass man über die eigene Organisation hinaus denkt. Es demonstriert, dass eine Gruppe ihre Ziele auf kreative und gemeinschaftliche Weise verfolgt. Optimal ist die Vernetzung für einen Förderantrag dann, wenn verschiedene Bereiche verbunden werden: z.B. Umweltschutz, Entwicklungspolitik und fairer Handel.

(2) Mut zahlt sich aus!

Wenn die Idee gut ist, dann kann man sich auch trauen, eine große Fördersumme zu beantragen. Frei nach dem Motto: „Was haben wir schon zu verlieren? Wenn man nicht groß denkt, sondern sich immer wieder klein macht, dann wird es schwer, große Veränderungen einzuleiten.“ Wenn man sich mutig präsentiert, dann sind neue Dinge möglich, die vorher noch nicht einmal in Sichtweise waren.

(3) Von anderen lernen ist erlaubt!

Es ist immer förderlich, Vorgänger- oder Beispielprojekte zu nennen. Dadurch zeigt man, inwiefern das neue Projekt, an bisherigen Erfahrungen und Kenntnissen anknüpft. Es wird immer Wert geschätzt, das Rad nicht komplett neu zu erfinden. Es geht darum aufzuzeigen, dass nicht jede Gruppe über dieselben Steine stolpert und dieselben Lernzyklen durchläuft.

(4) Wie anschlussfähig ist die eigene Projektidee?

Man sollte zusätzlich im Antrag die Anschlussfähigkeit des Projekts thematisieren. Dazu gehört: Die Erfahrungen, die man mit dem vorgeschlagenen Projekt machen wird, in irgendeiner Weise festzuhalten. Daneben hilft es eine Strategie zu präsentieren, wie die eigenen Erfahrungen reflektiert und verstetigt werden können. Die Vervielfachung von Erfahrungen und Wissen wird zusätzlich von Geldgebern sehr geschätzt. Das könnten z.B. Handreichungen sein, die andere Initiativen übernehmen können.

(5) Was passiert wenn die Finanzierung ausläuft?

Es wird generell hoch angesehen, eine Vorstellung darüber zu haben, was passiert mit einem Projekt, wenn die Finanzierung ausläuft. Wie könnte eine Anschlussfinanzierung aussehen? Gibt es andere Stellen, unter denen das Projekt weiter laufen könnte? Denn selten kann das gleiche Projekt noch einmal beantragt werden. Auch wenn erst mit einer erneuten Laufzeit, an viele Erfahrungen angeknüpft oder das Projekt verstetigt werden könnte.

Ehrenamtliche Arbeit, hauptberufliche Tätigkeit und die Konsequenzen für die Initiative

Die Finanzierung von hauptamtlichen Stellen ist eine Möglichkeit, Stellen zu schaffen, in denen Menschen sinnerfüllt arbeiten können. Darüber hinaus kann eine feste Stelle, die über mehrere Jahre läuft, der eigenen Initiativen einen großen Schub verleihen. Aber was passiert, wenn die Fördermittel auslaufen? Wenn man sich über den Verlust dieser Arbeitskraft keine Gedanken macht, dann kann das zu großer Ernüchterung und Frustration führen.

Wenn es das Budget zulässt, dann kann daneben die Anstellung von Personal auf 450-Euro-Basis eine gute Idee sein. Es bietet die Möglichkeit, die mühsame finanzielle, administrative und buchhalterische Arbeit regelmäßig erledigt zu bekommen. Diese Person kann z.B. auch die eingehenden Anfragen, die per E-Mail rein kommen, verteilen bzw. beantworten. Es kann einer Gruppe die Freiheit ermöglichen, sich auf ihre Projekte zu konzentrieren. Ähnlich Möglichkeiten bieten sich über eine Bundesfreiwilligen-Kraft. Die Erfahrung der Gruppe BluePingu e.V. in Nürnberg ist aber, dass ein/e Freiwillige/r viel Zeit zum Einlernen, für ihren Urlaub und ihre Weiterbildung braucht. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Arbeit in der Initiative.

Feste Stellen bergen die Gefahr, dass sich die soziale Dynamik in einer Gruppe verändert. Es kann zum Problem werden, wenn eine Person für ihre Arbeit Geld bekommt und andere nicht. Die Reaktion kann sein, dass die unliebsamen Aufgaben der hauptamtlich arbeitenden Person zugeschoben werden. Eine feste Stelle stellt außerdem Voraussetzung an die eigene Organisation:

  • Es muss einen Träger geben, der die Person anstellt und die Sozialversicherung übernehmen kann.
  • Es braucht einen Nachweis darüber, dass man einen Büroraum zur Verfügung stellen kann. (Eine Möglichkeit einen günstigen Büroraum zu bekommen, ist sich mit anderen Organisationen (z.B. kirchlichen Institutionen) zu vernetzen.)
  • Außerdem muss Projekt- und Vorstandsarbeit getrennt werden. Alles, was die Vorstandsarbeit betrifft, kann nicht bezahlt werden. Die Personalverantwortung oder Abwicklung einer Projektstelle müssen dann ggf. andere Vorstandsmitglieder übernehmen.

Eine Möglichkeit mit dieser Schwierigkeit umzugehen ist, auch andere Arbeiten zu bezahlen. Das setzt natürlich ein gewisses Budget voraus. Die Gruppe BluePingu e.V. in Nürnberg hat den Beschluss gefasst, dass jede Arbeit, die einen ‚jobcharakter‘ hat, mit 10 € pro Stunde zu vergüten. Darunter fallen Arbeiten, die regelmäßig stattfinden und die eine verbindliche Zusage erfordern. Bspw. das Gießen von Pflanzen im Sommer im Stadtgarten. Die Gruppe finanziert diese Ausgaben durch Spenden, Fördermittel und Mitgliedsbeiträge. Diese Vergütung kann im Rahmen der Ehrenamtspauschale ausgezahlt werden – ohne Rechnungen auszustellen oder eine Selbstständigkeit angemeldet zu haben. Die Ehrenamtspauschale ist steuerfrei.

Förderantrag schreiben – Schritt für Schritt

Die Stiftung Mitarbeit hat 2015 ihr Buch „Erfolgreich Fördermittel einwerben“ in der 3. Auflage herausgebracht.

Sehr hilfreiche Auszüge aus dem Buch können online kostenfrei abgerufen werden. Hier einige Beispiele:

Nachbereitung des Projekts – Achtung Buchhaltung!

Es braucht eine sehr gute Organisation hinter jedem größeren Projekt. Am Ende des Projekts muss noch einmal Zeit für die Abwicklung des Projekts einkalkuliert werden. Wenn man keine saubere Buchhaltung hat, dann wird diese Abwicklung sehr umständlich. Beispielsweise muss darauf geachtet werden, dass jede Rechnung auf den Verein ausgestellt wird. Eine Idee ist, die Nachbearbeitung dieser Aufgaben über den Projektantrag als Stelle zu finanzieren.

Ausgewählte Fördertöpfe

Kleine Fördertöpfe

Name Beschreibung Betrag
Starthilfeförderung der Stiftung Mitarbeit Die Stiftung Mitarbeit vergibt viermal im Jahr finanzielle Zuschüsse an neue Initiativen und Projekte der Zivilgesellschaft, die in den Bereichen Demokratie und Politik, Soziales und Bildung, Kultur und Umweltschutz tätig sind. Hier finden Sie alles Wissenswerte über unsere Starthilfeförderung. Bis zu 500€
Demokratie Leben

Hier ist die Liste der teilnehmenden Kommunen.

Die Förderung über das Bundesprogramm Demokratie Leben erfolgt über die jeweilige Kommune. Innerhalb der Kommunen bilden die kommunale Politik und Verwaltung sowie Aktive aus der Zivilgesellschaft eine „Partnerschaft für Demokratie“. Diese kann eigenständig Schwerpunkte legen, wofür sie die Fördergelder vergeben.

Die Förderbedingungen sind den Förderleitlinien für das Jahr 2017 und den Förderleitlinien für das Jahr 2018 zu entnehmen.

Weitere Information finden sich hier.

Jeweils unterschiedlich in den einzelnen Kommunen.
Aktionsgruppenprogramm von Engagement Global Mit dem Aktionsgruppenprogramm fördert Engagement Global kleine Projekte der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit.

  • Bezug zu den SDGs
  • Beantragung sechs Wochen vor Beginn der Aktion
2 Mal im Jahr bis zu 2000€
Förderungen der Bundeszentrale für politische Bildung Die Bundesregierung fördert Veranstaltungen zur politischen Bildung, die Kenntnisse über Gesellschaft und Staat, europäische und internationale Politik sowie politisch und sozial bedeutsamen Entwicklungen in Kultur, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft vermittelt.

Ein einfacher Überblick findet sich hier.

Die Förderung wird als Zuschuss gewährt.

Pro Tag und Teilnehmer beträgt der Zuschuss bis zu 50€

Katholischer Fond Der katholische Fonds unterstützt kirchliche und andere christliche Gruppen aber auch Gruppen, die sich “den Zielen und Inhalten weltkirchlicher und entwicklungsbezogener Arbeit verbunden wissen”. Er fördert Bildungs- und öffentlichkeitswirksame Projekte zu weltkirchlichen und entwicklungsbezogenen Themen in Deutschland.

  • Es ist förderlich, wenn man gleichzeitig den Fond auf der evangelischen anfragt und dann das Projekt von beiden finanziert wird.
Bis zu 1.500 €
Anstiftung Ertomis Förderungsmöglichkeiten für Gemeinschaftsgärten und Offene Werkstätten Abhängig vom Projekt.

Große Fördertöpfe

Name Beschreibung Betrag
Umweltbundesamt

Verbändeförderungsprogramm im Umwelt- und Naturschutz

Das Bundesumweltministerium (BMUB) möchte die Umwelt- und Naturschutzverbände bei ihrem Bemühen, umweltpolitische Belange in der Gesellschaft zu verankern, stärken.

Die Projekte sollen das Bewusstsein und das Engagement für Umweltschutz und Naturschutz stärken. Hierzu gehören unter anderem:

  • Kinder- und Jugendprojekte mit hoher Breitenwirkung
  • Projekte, die umwelt- und naturverträgliches Verhalten fördern
  • Maßnahmen der Umweltberatung und der Fortbildung.

Antragsberechtigt sind Verbände, Initiativen und Organisationen, die im Umwelt- oder im Naturschutz tätig werden. Einzelpersonen sind nicht antragsberechtigt.

Voraussetzungen

Das Projekt muss Modellcharakter besitzen. An den Maßnahmen muss ein besonderes Bundesinteresse bestehen. Das Vorhaben darf noch nicht begonnen worden sein.

Die Bewerbungsfrist für 2019 beginnt höchstwahrscheinlich im April 2018.

Mehrstufiges Verfahren: Zunächst muss man nur eine Projektskizze einreichen. Erst wenn diese positiv bewertet wurde, kann man einen Antrag einreichen.

Laufzeit: max. 2 Jahre

– Bis zu 75.000 € pro Jahr
Engagement Global

Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung

Das Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung, FEB, unterstützt Projekte in Deutschland, die lebensnah und anschaulich über entwicklungspolitische Themen aufklären und die zeigen, wie sich Bürger entwicklungspolitisch engagieren können.

  • Seminare und Tagungen,
  • Unterrichtseinheiten und Projekttage,
  • Kampagnen,
  • Ausstellungen,
  • entwicklungspolitisches Theater oder
  • andere Formen innovativer Bildungsarbeit.

Antragsberechtigte Antragsberechtigt sind gemeinnützige Organisationen mit entwicklungspolitischer Zielsetzung und Sitz in Deutschland, u.a.

  • eingetragene gemeinnützige Vereine (Nichtregierungsorganisationen),
  • Netzwerke von Organisationen oder gemeinnützige Organisationen,
  • rechtsfähige Stiftungen,
  • Körperschaften des öffentlichen Rechts wie z.B. Kirchen, Museen, Bibliotheken und Universitäten

Das Projekt muss die Situation in den Entwicklungs- und Transformationsländern und die Verflechtungen zwischen diesen Ländern und den OECD-Staaten thematisch darstellen.

Die Zusammenhänge und Ursachen von politischen, ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in den Industrie-, Entwicklungs- und Transformationsländern sind sichtbar zu machen.

Das Projekt soll Bürgern aufzeigen können, wie sie sich entwicklungspolitisch relevant engagieren können.

Das Projekt muss sich insbesondere an die folgenden Zielgruppen wenden:

  • Kinder und Jugendliche,
  • Organisationen, Medien und Personen, die als Multiplikatoren Breitenwirkung erzielen,
  • Personen mit geringer entwicklungspolitischer Erfahrung,
  • Personengruppen mit Migrationshintergrund.

Laufzeit: max. 3 Jahren

Die Förderung erfolgt als Zuschuss.

Der erste Antrag darf nicht größer als 10.000 € sein. Der nächste Antrag kann größer sein. (Ab dem dritten Antrag kann man auch Projekte über 100.000 € fördern lassen.)

Der Antragsteller muss mindestens einen Eigenanteil von 25% der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben erbringen.

Rat für nachhaltige Entwicklung

FONDS

Kultur und ihre Akteure sollen künftig eine noch stärkere Rolle bei der nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft spielen. Ihnen wird in besonderer Weise zugetraut, dass sie neue Lösungswege aufzeigen und bestehende Denkmuster durchbrechen können, wenn diese Probleme nur reproduzieren und für deren Lösung nicht mehr dienlich sind.

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hat nun mit dem „Fonds Nachhaltigkeitskultur“ ein Programm aufgesetzt, um transformative Projekte zur Nachhaltigkeitskultur zu fördern. Dieses ist in zwei Teile aufgeteilt. Es wird über die nächsten drei Jahre sechs Ideenwettbewerbe zu verschiedenen Bereichen der Alltagskultur (z.B. Essen, Mobilität, Bauen) geben. Daneben wird es eine direkte Förderung geben. Diese wird aber nur an wenige Initiativen vergeben werden.

  • Es können keine Projekte gefördert werden, die schon begonnen haben.
  • Keine Eigenmittel erforderlich.

Kriterien:

  • Wichtigstes Kriterium: Transformationspotential
  • Zielgruppenbezug (Zielgruppe muss nicht groß sein)
  • Innovativ
  • Anschlussfähigkeit
  • Wirtschaftlichkeit der Initiativen

Sonstiges:

  • Ist mit anderer Förderprogramme des Bundes kombinierbar.
  • Das Förderverfahren ist zweistufig angelegt. Bis zum jeweiligen Einsendeschluss sind zunächst Projektskizzen mit einer Zeit- und Finanzplanung einzureichen. Im Anschluss werden die Antragssteller der positiv bewerteten Projektskizzen aufgefordert, einen vollständigen förmlichen Förderantrag zu stellen
Ideenwettbewerbe: 5.000 – 50.000 €, bis max. 12 Monate

Direktförderung: bis zu 250.000 € bis zu 24 Monate,

Literatur und Websites zum Thema Fördertöpfe

Format Was Details
Buch Fördertöpfe für Vereine, selbst­organisierte Pro­jekte und poli­tische Initiativen Kostenpflichtige Übersicht über Fördermöglichkeiten 2017 für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen
Website Finanzierungsratgeber für Kommunen und NROs Der von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt gemeinsam mit dem Wissenschaftsladen Bonn beschreibt die auf Länder-, Bundes-, und EU-Ebene vorhandenen Fördertöpfe für Entwicklungszusammenarbeit. Weiterhin werden gelungene Beispiele vorgestellt und weiterführende Informationen gegeben.
Website Liste der Stadt Hamburg Übersicht über Fördermöglichkeiten für Nachhaltigkeitsinitiativen (Stiftungen, Wettbewerbe, andere Fördermöglichkeiten).
Website Allgemeine Finanzierungsmöglichkeiten von formeller und informeller Bürgerbeteiligung Detaillierte Auflistung über Fördermöglichkeiten rund um das Thema Bürgerbeteiligung.
Website Umweltbildung mit Flüchtlingen Detaillierte Förderübersicht für Projekte zu globaler Gerechtigkeit und entwicklungspolitischen Themen.
Website Suchmaschine für fördernde Stiftungen Die Suchmaschine des Bundesdachverbandes gibt einen umfassenden Überblick über alle fördernden Stiftungen.
Website Die Förderdatenbank des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Die Förderdatenbank des Bundes gibt einen umfassenden und aktuellen Überblick über die Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union.

Weitere Finanzierungskonzepte

Quadratmeterpatenschaften

Quadratmeterpatenschaften sind eine Möglichkeiten Räumlichkeiten sowie alle sämtlich dazu gehörigen Kosten zu finanzieren. Das Konzept ist einfach: Man errechnet die Preis für einen Quadratmeter einer Räumlichkeit inklusive Miete, Strom, Heizung, sonstige Betriebskosten, Versicherungen, Buchhaltung etc. Dann versucht man Menschen dafür zu begeistern, diesen Preis über einen längeren Zeitraum pro Monat zu zahlen. Ein/e Förder/in kann natürlich auch Pate/Patin für mehrere Quadratmeter werden.

Dazu gehört oft eine gut überlegte Werbestrategie, damit man Menschen leicht vom Nutzen der Räumlichkeiten überzeugen kann.

Das Nachbarschaftshaus SprengelHaus in Berlin finanziert so einen Teil des Hauses.

Crowdfunding

Ähnlich wie die Quadratmeterpatenschaften setzt das Crowdfunding auf viele kleine Einzelspenden von unterschiedlichen Menschen. Normalerweise geht es beim Crowdfunding um ein klar abgegrenztes Vorhaben, wie z.B. das Bauen eines Prototyps, die Durchführung einer Veranstaltung oder das Veröffentlichen einer CD. Für dieses Vorhaben soll in einer bestimmten Zeit eine gewisse Summe gesammelt werden. Normalerweise ist eine Crowdfunding-Aktion mit materiellen Gegenleistungen verbunden. Der Künstler Rocky Votalato hat beispielsweise folgende Gegenleistungen für die Unterstützung bei seiner Platte geboten.

Die Schwierigkeiten vom Crowdfunding bestehen darin, dass man dafür sehr viel Werbung machen muss. Damit Crowdfunding funktioniert, braucht man gut eingespielte Social-Media-Kanäle (Twitter, Facebook, Snapchat, Instagramm etc.). Dadurch wird es eine sehr zeitaufwendige Maßnahme. Denn man muss jeden Tag, mehrfach in irgendeiner Weise auf seine Aktion aufmerksam machen. Beispiel für Crowdfunding-Plattformen in der Nachhaltigkeit

WikiHow: Wie geht Crodfunding (Englisch): https://www.wikihow.com/Crowdfund

Wie funktioniert Crowdfunding (Deutsch): https://www.wikihow.com/Crowdfund

In Folge 70 des Finanzrocker-Podcasts geht es um die Themen Nachhaltigkeit, Zukunft und Crowdfunding. Der Interviewpartner ist Patrick Mijnals, dem Geschäftsführer von bettervest.

 

Weitere Praxishilfen (z.B. Arbeit im Verein, erfolgreich Fördermittel einwerben, Kampagne und Aktionen) der Stiftung Mitarbeit: https://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/

Weitere Praxishilfen (Organisation, Recht, Steuern, Personal, Buchführung, Finanzierung) der Seite Vereins-Knowhow.de: http://vereinsknowhow.de/vhandbuch/index.html

http://www.fundraisingakademie.de/startseite/

Gemeinnützigkeit und Spendenrecht: https://www.lstn.niedersachsen.de/steuer/steuermerkblaetter_und_broschueren/gemeinnuetzigkeit-und-spendenrecht-67744.html

https://deutsches-ehrenamt.de/

Geschichten des Gelingens

Die Gruppe TransitionHaus Bayreuth e.V. brauchte für ihren Wunsch, ein eigenständig verwaltetes Veranstaltungshaus, eine Immobilie und die Finanzierung dieser Immobilie. Die Immobilie tat sich kurzfristig auf. Um in der Stadt auf sich aufmerksam zu machen, führe die Gruppe zunächst einen ‚Tag der öffnen Tür‘ durch. An diesem Wochenende wurden die verschiedenen Aktivitäten, die in dem Haus stattfinden sollten, schon einmal ausprobiert. Das Haus, in dem dieses sogenannte „hAusprobieren“ stattfand, hatte bis dahin leer gestanden und die Vermieterin stellte es der Gruppe für dieses Wochenende kostenfrei zur Verfügung. Diese war nach dem Wochenende so begeistert, dass sie der Gruppe das Haus für drei Monate zur Miete anbot. Um die Miete für die Immobilie bezahlen zu können, stellte die Gruppe kurzfristig beim lokalen Ableger des Förderprogramms „Demokratie Leben“ einen Förderantrag. Alles kam zum richtigen Zeitpunkt zusammen: Es gab eine Immobilie, die Vermieterin war offen für das Projekt, es gab Leute in der Gruppe, die das Förderprogramm kannten, die Einschreibefrist des Förderprogramm war noch nicht abgelaufen und es gab die Bewilligung über die Fördermittel. Die Gruppe konnte einziehen.